Baumwolle, Wasser, Farbe: Wie ein Tenugui entsteht
Baumwolle, Wasser, Farbe: Wie ein Tenugui entsteht

Der Weg beginnt mit einer schlichten, ungefärbten Baumwollbahn. Sie wird auf traditionellen Schützenwebstühlen knapp 35 cm breit gewebt – genau das Maß, das sich seit der Edo-Zeit für Tenugui etabliert hat. Die Kanten bleiben ungesäumt. Erstes Waschen lässt sie leicht ausfransen; danach stabilisiert sich der Stoff und trocknet deutlich schneller als ein gesäumtes Handtuch.
Früher bleichte man die Bahnen tagelang in Lauge und Sonnenlicht an einem Flussbett. Heute erledigen mildes Natriumcarbonat und Sauerstoffbleiche denselben Job in wenigen Stunden. Danach hängen die Stoffe auf Bambusgestellen in der Sonne – ein Schritt, der das Gewebe weich macht und überschüssige Fasern löst.

Chūsen: Farbe, die beide Seiten erreicht
Für klassische Motive stapeln Färber bis zu zwanzig Stofflagen, decken die weißen Partien mit Reispaste ab und gießen Indigofarbe von oben ein. Eine Vakuumpumpe zieht das Pigment durch alle Schichten – so erscheint das Muster beidseitig, ideal für Handtücher oder Stirnbänder. Mit der Zeit verblassen die Farben nur sanft und bekommen jene Patina, die Sammler lieben.

Nassen: High-Definition auf einer Seite
Sind feine Linien oder leuchtende Mehrfarbmotive gefragt, kommt das Nassen-Verfahren zum Einsatz. Hauchdünne Katagami-Schablonen legen jede Farbe exakt fest, ein Rakel presst reaktive Pigmente durch das Muster, heißer Dampf fixiert sie. Farbe liegt überwiegend auf einer Seite, bleibt aber gestochen scharf und waschecht.
Nach dem Färben spülen Lehrlinge das Gewebe gründlich, um Reispaste und überschüssigen Farbstoff zu entfernen. Dann trocknet es an Zedernstangen im offenen Wind – künstliche Trockner würden die Fasern verhärten. Ein letzter Bügelgang glättet das Material, bevor der Stoff in etwa 90 cm lange Stücke geschnitten und flach verpackt wird. Vom rohen Ballen bis zum fertigen Tenugui vergehen heute meist nur drei Tage.
Einige Abbildungen zur Veranschaulichung wurden mithilfe von KI erstellt.
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Tenugui Herstellung